07.07.2025
Dass der heutige Tag einer der weniger guten auf dem PCT werden würde, ahnte ich beim Aufwachen noch nicht.
Der Sternenhimmel, den ich in der Nacht erleben durfte, hatte die Strapazen des vergangenen Tages vergessen lassen
Die Sonne ging hinter mir auf und der Tag began.


Um 6:25 Uhr schulterte ich meinen Rucksack und ging das kurze Stück zurück auf den Trail.
Zunächst führte der Weg leicht bergauf und bot eine traumhafte Aussicht, bevor er sich in Switchies wieder bergab schlängelte.



Und dann began der Teil, warum ich diese Section "The Beast" getauft habe.
Es ging weiter bergab - an einem Hang, der völlig überwachsen war, sodass der Boden kaum zu erkennen war. Dem Gefühl nach war der Weg nicht breiter als 50 cm, und ein Stolperer könnte böse Folgen haben.

5 Minuten später passierte es: Ich übersah einen Stein und konnte mich – zum Glück – so abfangen, dass ich auf dem Hintern landete.
Der Schreck war groß, und um das Adrenalin abzubauen, blieb ich kurz sitzen.

Ich rappelte mich auf und setzte meinen Weg fort – gab es überhaupt eine Alternative? NOPE.
Hätte man mich gefragt, ob ich die Wanderung an dieser Stelle abbrechen wollte, hätte ich ohne Zögern JA gesagt.
Ich war erschöpft … seit über zwei Stunden bahnte ich mir den Weg durch das dichte Gestrüpp und kämpfte ständig dagegen an, nicht zu stolpern.

Ich erreichte eine Brücke, die über den Milk Creek führte. Auf der Karte konnte ich deutlich sehen, was mich auf der anderen Seite erwartete – das Ganze noch einmal, diesmal bergauf.
Also kämpfte ich mich weiter durch das dichte Grün, als ich plötzlich hinter mir ein dumpfes Geräusch hörte. Ich drehte mich um und sah, dass mein Zelt heruntergefallen war.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie ich reagiert hätte, wenn ich das erst später bemerkt hätte.

Ich nahm mein Zelt und ging weiter bis zu einer Lichtung. Dort traf ich auf zwei andere Hiker, deren Gesichter "Bände sprachen". Auch sie waren erschöpft und wären auch gerade lieber woanders.
Es blieb weiter wild. Wenn es kein Gestrüpp war, dass mir ins Gesicht schlug, lagen halt ein paar Bäume im Weg.

Ich erreichte eine Wasserquelle und machte kurz Pause.

Trockenen Fußes überquerte ich den Wasserarm, und zunächst führte der Weg noch durch unwegsames Gelände.
Erst nach einer Weile wurde es offener, und ich konnte endlich erkennen, wo ich auf der anderen Seite hinuntergekommen war.


Vorbei an einem weiteren Wasserfall - führte der Trail weiter bergauf - zu einem Glacier Lake.
Und der war wirklich sehenswert.

Ich traf das Wanderpärchen von vorhin wieder und legte ebenfalls eine Pause ein – mit Mittagessen und T-Shirt-Wäsche.
Der See war eiskalt und schmerzte fast an den Händen. Dennoch war es dank der Sonne angenehm warm.



Nach fast 45 Minuten zog ich mein „frisches“ Shirt wieder an, bekam einen kurzen Kälteschock und setzte meinen Weg fort.
Der nächste Meilenstein war der Fire Creek Pass auf 1.870 Metern. Zwar war ich nur knapp einen Kilometer davon entfernt, doch der hatte es – aufgrund der noch vorhandenen Schneefelder – in sich.



Einige Schneehänge waren recht steil, und ich tastete mich vorsichtig und langsam auf die andere Seite hinüber.

Nach weiteren 45 Minuten erreichte ich den Pass und ließ erst einmal die Aussicht auf mich wirken.
Den Weg, über den ich heraufgestiegen war, konnte man von hier oben gut erkennen – er zog sich wie eine dünne Spur durch die Hänge unter mir.

Der Stopp war nur kurz und ich setzte meinen Weg auf der anderen Seite fort - bergab und mit weiteren Schneefeldern besetzt.

Es ging schnell bergab, und der Schnee wurde nach und nach weniger. Es war einfach herrlich, nicht ständig über umgestürzte Bäume klettern zu müssen.
Sogar so warm, dass ich meine Kappe ins Wasser tauchte, um mich kurz zu erfrischen.



Immer weiter - stetig bergab -

Je weiter ich hinabstieg, desto dichter wurde die Bewachsung wieder.
Plötzlich, hinter einer Kurve, kamen mir zwei Hikerinnen entgegen. Da ich sie erst spät bemerkte, erschrak ich – ihnen ging es ähnlich. Nach dem kurzen Schreck folgte ein erleichtertes Lachen: zum Glück war es kein BÄR.
Wir kamen ins Gespräch und tauschten uns über die Trail-Conditons aus. Sie machten mir Mut, dass es in meine Richtung „besser“ werden würde. Für ihre Richtung konnte ich das leider nicht bestätigen.



Nachdem ich eine Weile am Rim entlangspazieren konnte, führte der Abstieg zurück in den bewaldeteren Bereich, der wieder mehr Blowdowns mit sich brachte.
Dabei entdeckte ich einen Sunumbrella und nahm ihn mit – vielleicht hatte ich, oder der unglückliche Verlierer, ja Glück, dass ich ihn fand.


Ich erreichte den Kennedy Creek und traf hier tatsächlich den Verlierer. Er freute sich sichtlich und bedankte sich.
Dann starrte ich auf den kleinen Steg, der über den drei Meter breiten Fluss führte. Die Strömung war wild, und der „Stock“ wirkte alles andere als einladend.

Der andere Hiker erklärte, wie er vorhatte, den Fluss zu überqueren – vorne übergebeugt auf allen Vieren. Ich verstand ihn kaum, da das Wasser so laut rauschte.
Noch während er sprach und sich bestimmt eine breitere und sicherere Variante der Überquerung wünschte, dachte ich nicht lange nach und setzte mit ein paar schnellen Schritten, das Adrenalin im Körper fühlend, über den Fluss.
Auf der anderen Seite angekommen, applaudierte er mir und tat mir, nach kurzen Zögern, nach. Ich wartete selbstverständlich bis er sicher auf meiner Seite war und setzte nach kurzen Resümieren, was gewesen wäre, wenn ... , meinen Weg fort.
Der PCT führte mich weiter durch matschiges Gelände und innerlich fluchte ich erneut. Das Universum reagierte mit weiteren BlowDowns und VIEL GRÜN - und lachte vermutlich leise.



Es blieb waldig – und plötzlich war ich lost. Ich konnte kaum nachvollziehen, wo und wann ich vom Weg abgekommen war, doch meine Karte zeigte die Differenz deutlich.
Also musste ich wieder über Bäume klettern, um zurück zum Trail zu gelangen.
Doch besser wurde es auf den Trail auch nicht - eher noch WILDER. Es sah stellenweise aus wie MIKADO und ich schüttelte nur den Kopf.

Nach all dem Klettern und dem Einsatz meiner Weg-Findungs-Skills hatte ich keine Lust mehr und ließ mich am nächsten Spot mit Wasserquelle für die heutige Nacht nieder.

Es war 18:30 Uhr, und nachdem ich frisches Wasser aus der Quelle geholt und mein Dinner gegessen hatte, schlüpfte ich – wieder alleine auf dem Camp – in mein Zelt.
Dort resümierte ich über die zahlreichen Schrammen und blauen Flecken an meinen Beinen und fragte mich selbst, worauf ich mich hier eigentlich eingelassen hatte 😅.

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Tageskilometer 31,83 km
Gesamtkilometer 279,45 km
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ENGLISH VERSION:
I had no idea, when I woke up, that today would be one of the less enjoyable days on the PCT.
The starry sky I had experienced during the night had made me forget the hardships of the previous day.
The sun rose behind me, and the day began.
At 6:25 a.m., I slung my backpack over my shoulders and headed back the short way to the trail.
At first, the path led gently uphill, offering a breathtaking view, before winding back down through switchbacks.
And then came the part that made me nickname this section "The Beast."
The trail continued downhill along a completely overgrown slope, where the ground was barely visible. It felt like the path was no wider than 50 centimeters, and one misstep could have serious consequences.
Five minutes later, it happened: I missed a rock and, luckily, managed to catch myself, landing on my backside.
The scare was big, and to let off some adrenaline, I stayed seated for a moment.#
I pulled myself up and continued – was there even an alternative? NOPE.
If someone had asked me whether I wanted to turn back at that point, I would have said YES without hesitation.
I was exhausted… for over two hours, I had been pushing through dense undergrowth, constantly fighting not to trip.
I reached a bridge over Milk Creek. On the map, I could clearly see what awaited me on the other side – the whole thing again, this time uphill.
So I pushed on through the dense greenery, when suddenly I heard a dull noise behind me. I turned and saw that my tent had fallen down.
I don’t even want to imagine how I would have reacted if I had noticed it later.
I grabbed my tent and continued to a clearing. There, I met two other hikers whose faces “said it all.” They were exhausted too and would have preferred to be somewhere else at that moment.
The trail stayed wild. If it wasn’t the brush hitting me in the face, there were fallen trees blocking the way.
I reached a water source and took a short break.I crossed a small water arm without getting my feet wet, and at first, the trail still wound through rough terrain.
After a while, it opened up, and I could finally see where I had come down on the other side.
Past another waterfall, the trail climbed again – up to a glacier lake.
And it was truly worth seeing.I ran into the hiking couple from earlier and took a break as well – for lunch and to wash my T-shirt.
The lake was ice-cold and stung my hands, yet thanks to the sun, it was pleasantly warm.
After almost 45 minutes, I put my “fresh” shirt back on, got a quick cold shock, and continued.
The next milestone was Fire Creek Pass at 1,870 meters. I was less than a kilometer away, but it was challenging – thanks to the remaining snowfields.
Some snow slopes were quite steep, and I carefully and slowly made my way across.
After another 45 minutes, I reached the pass and took a moment to soak in the view.
I could clearly see the path I had climbed – it snaked like a thin line across the slopes below.
The stop was short, and I continued down the other side, with more snowfields in the way.
The descent was quick, and the snow gradually thinned. It felt wonderful not to have to climb over fallen trees constantly.
It was even warm enough that I dipped my cap into the water to refresh myself.
Ever onward – steadily downhill –
The further I descended, the denser the vegetation became again.
Suddenly, around a curve, two hikers came toward me. I noticed them late and was startled – they were too. After the brief shock, we all laughed in relief: thankfully, it wasn’t a bear.
We got talking and exchanged notes about the trail conditions. They reassured me that it would “get better” in my direction. I couldn’t confirm the same for their way.
After a while walking along the rim, the trail descended back into the forest, which again brought more blowdowns.
Along the way, I found a sun umbrella and took it with me – maybe I or the unlucky previous owner got lucky that I found it.
I reached Kennedy Creek and actually ran into the unlucky hiker. He was visibly happy and thanked me.
Then I stared at the small bridge over the three-meter-wide creek. The current was strong, and the “stick” looked far from inviting.
The other hiker explained how he planned to cross – leaning forward on all fours. I could barely hear him over the roar of the water.
While he was still speaking and wishing for a wider, safer way across, I didn’t hesitate and dashed across in a few quick steps, adrenaline pumping.
Once on the other side, he applauded, and after a short pause, followed me. Of course, I waited until he was safely on my side before continuing, briefly reflecting on what could have happened… and then moved on.
The PCT led me through muddy terrain, and I cursed inwardly again. The universe seemed to respond with more blowdowns, LOTS of green – and probably a quiet laugh.
The forest continued, and suddenly I was lost. I could hardly tell where or when I had strayed from the trail, but my map showed the difference clearly.
So I had to climb over trees to get back to the trail.
Even then, it didn’t get easier – if it wasn’t brush slapping my face, there were fallen trees in the way. At some points, it looked like a giant game of Mikado, and I just shook my head.
After all that climbing and using my navigation skills, I had had enough and set up camp for the night at the next spot with a water source.
It was 6:30 p.m., and after fetching fresh water and eating my dinner, I slipped into my tent – alone again at the camp.
Inside, I reflected on all the scratches and bruises on my legs and asked myself what on earth I had gotten myself into 😅.