Thousand Island Lake

Es war richtig windig heute Nacht und als ich mein Zelt öffnete, fehlte mein ultraleichtes Sitzkissen, welches ich gestern draußen vor meinen Zelt hab liegen lassen. 

Zum Glück hat ein Stein es aufgehalten und so fand ich es ca. 10 m von meinem Zelt entfernt.

Trotz des Windes und den 3000 m, auf den wir uns befanden, war es nicht kalt und so konnte ich entspannt beim Kaffee kochen auf dem Baumstamm sitzen.

Ich gönnte mir den Snack, den ich gestern in der Hiker Box am Red Meadows gefunden hatte, und fing an, meine Sachen einzupacken. Es war staubtrocken und so blieb der feine Sand sofort an der Kleidung kleben. Man hatte keine Chance gegen den Dreck.

Um 7:30 Uhr machte ich mich auf den Weg. 

Bis zum Thousand Island Lake war es nur ein Kilometer und nach 15 min sah ich ihn bereits. 

Und schon wieder traf ich Etienne, der am Steg Wasser filterte. Er hatte am Emerald Lake übernachtet und offensichtlich in einer Windschneise. Er habe kaum geschlafen. Sein Kumpel war am Garnet Lake geblieben, da er Besuch von einem weiteren Kumpel bekam.

Wir gingen zusammen weiter und blieben an der Nordseite des Thousand Island Lake stehen. Von hier war die Aussicht nur TRAUMHAFT.

Der See ist ein sehr beliebter CampSpot und so gibt es hier, wie auch am Garnet Lake, einen langen Side-Trail am Wasser entlang. Somit finden hier auch viele Hiker Platz.

Wir blieben kurz und jeder machte unzählige Bilder...

... bevor es weiterging.

Heute standen zwei Pässe an, der Island Pass und, als letzten Pass auf dieser Wanderung, der Donohue Pass, der gleichzeitig auch den Eintritt in den Yosemite National Park markierte.

Den Island Pass hatte ich letztes Jahr überhaupt nicht drauf, da er für mich nicht wie ein richtiger PASS wirkte. Es war eher ein langes Plateau, welches allerdings wunderschön ist. Und trotzdem fordert er ein paar Höhenmeter und es ging, nach dem 1000-Insel-See, bis auf 3100 m bergauf.

Letztes Jahr war ich schwer beeindruckt von dem Plateau und hätte am liebsten gleich mein Zelt aufgebaut. Heute ging es, wie letztes Jahr, aber weiter, mit dem Gedanken, dass es vll irgendwann mal klappen sollte auf dem Island Pass Plateau zu nächtigen.

Es war trockener als letztes Jahr, das hatte ich die Tage vorher schon bemerkt. Etienne, mit dem ich immer noch auf einer Höhe war, wollte am nächsten Creek nochmal filtern.

Ich habe mich tatsächlich von der leichten Wasserpanik anstecken lassen, und meine eine Flasche auch voll gemacht, obwohl ich es nicht brauchte. Und so schüttete ich das Wasser tatsächlich nach 200m wieder aus. 

Der Weg vom Island Pass runter auf 2950m und dem dahinter folgenden Anstieg zogen sich. Es war nicht steil und ließ sich gut laufen.

Es folgten viele Switchbacks und Stufen und WASSER.

Es folgten dennoch einige ausgetrocknete Seen und Streams auf dem Weg nach oben. Aber Wassermangel hatte ich nicht.

Ich war noch gute 4 km und ca. 300 hm vom Donohue Pass entfernt. Sehen konnte ich ihn aber schon.

Der Weg zog sich gut in die Länge und ich blieb oft stehen und atmete durch. Es war schön hier, aber nicht sooo spektakulär wie an anderen Pässen, die schon hinter mir lagen.

Das Wissen, dass dieser Pass der letzte Pass auf dem Trail ist, freute mich auf der einen Seite, andererseits machte es mich dann doch auch traurig, da es bedeutete, dass es bald "vorbei" ist.

Das grasige GRÜN wich dem steinigen GRAU umso höher ich ging.

Mir kam ein Wanderer entgegen, mit dem ich mich eine Weile unterhielt. Er war vor drei oder vier Tagen im Yosemite NP gestartet und hatte den Trail noch vor sich. Wir verabschiedeten uns mit "Happy Trail" und ich schwankte zwischen Neid und Mitleid.

Die flache Steigung forderte nochmal alles von mir und um 11:20 Uhr war ich OBEN... und HAPPY.

Nach knapp 13 km war ich ein letztes Mal auf 3330 m angekommen. Ich nahm meinen Rucksack ab und setzte mich auf die GRENZE zum Yosemite NP.

Es war theoretisch mal wieder zu früh, für das, was heute "nur" noch kommt. 

Im Yosemite NP gibt es auf dem JMT eine No-Camping Zone. Die ist 12 km lang. Sie beginnt im Lyell Canyon geht über Tuolumne Meadows und endet bei den Cathedral Lakes.

Ich befinde mich bei dem Stern, der den Donohue Pass markiert. Bis zur der Junction, wo die No-Camp-Zone beginnt, sind es nur noch 10 km und es geht nur bergab. 

Es sind also für die Uhrzeit gefühlt zu wenige Kilometer übrig. Allerdings wären es bis zu den Cathedral Lakes weitere 12 km, was wiederum recht viel ist mit dem was ich heute schon gelaufen bin.

Kati und ich hatten vorher abgesprochen, dass wir vor der No-Camping Zone bleiben und daran werde ich auch nichts mehr ändern. 

Wie funktioniert das mit dem GENIESSEN doch gleich?

Ich blieb 45 min oben, denn ich hatte INTERNET Empfang ;)

Um kurz nach 12 Uhr brach ich auf und machte mich an den Abstieg. Die Aussicht gefiel mir besser. 

Ich glaube jeder Pass hat eine Schoko-Seite und hier am Donohue Pass war es die Nordseite.

Man konnte von hier oben schon das Tal im Lyell Canyon sehen.

Das ließ ich aber erstmal rechts liegen und ging die Switchbacks und den steinigen Weg an.

Auch Etienne machte sich an den Abstieg und es sei erwähnt, dass wir drei bis zum Ende zusammen blieben. Jeder in seinem Tempo...

In diesen Abschnitt vom JMT hatte ich mich schon letztes Jahr verliebt. Auch wenn ich 2023 aufgestiegen bin und richtig gelitten hatte.

Heute war es einfacher und so konnte ich die Landschaft voll und ganz geniessen.

Ich kam bei der Footbridge vorbei, wo ich letztes Jahr sooo gerne übernachtet hätte. Aber ich kam nicht bis hier, da meine Kräfte mich vorher verlassen hatten. 

Es wirkt hier wie auf einer kleinen Insel. 

Es ging weiter und mir kamen mehrere Wanderer entgegen. Das war zu erwarten, wenn man in den Yosemite NP kommt. 

Ein sehr beliebter und wunderschöner Nationalpark. 

Der Donohue Pass zählt aber nicht zu den typischen Tageswanderungen und die Hiker, die mir begegneten trugen auch große Rucksäcke.

Ein paar Meter hinter der Footbridge folgte der wirklich steile Abstieg und ich wunderte mich nicht, dass mir dieser Teil letztes Jahr die Kraft geraubt hatte... es war auch mein erster Tag.

Durch die vielen Bäume war die Sicht sehr eingeschränkt und so konnte man sich gut auf die Stufen nach unten konzentrieren. Und es nahm kein Ende... 

Ja, auch bergab ist anstrengend, wenn auch nicht für die Kondition.

Es kamen ein paar ebener Stücke zwischen den Stufen, wo sich die Beine etwas erholen konnten... aber nur kurz.

Switchbacks, Stufen, Steine ... CHAOS.

Nach knapp 2 std war ich unten.

Ab jetzt hieß es Ausschau halten nach einem geeigneten Camp Spot. Ich traf Etienne wieder, der gerade am Lyell Fork eine Pause machte. Der Lyell Fork entspringt übrigens westlich vom Donohue Pass und fließt durchs ganze Lyell Canyon bis in den Tuolumne River.

Etienne und ich liefen ab hier zusammen und hielten nach einem Spot Ausschau. Wir hatten uns schon damit abgefunden, dass der Tag wandertechnisch früh endete.

Der Weg war eben und es blieb im Lyell Canyon auch so. Das war Eastern Sierra UNTYPISCH.

Um 14:30 Uhr wurden wir fündig. Eine freie Fläche zwischen Bäumen und Felswand lockte uns zu bleiben.

Es war genug Platz, so dass jeder seine "eigene" Ecke haben konnte.

Nach 19,76 km drückte ich auf STOPP und schrieb Kati die FarOut Koordinaten per InReach.

Ich baute mein Zelt auf und snacke zwischendurch. Es war schön hier und überhaupt nicht kalt.

Nachdem das Zelt stand, schnappte ich mir alle meine Filtersachen und ging zum Wasser. 

Das Wasser war so herrlich klar, dass man es nicht glauben konnte.

Etienne sprang, wie jeden Tag, ins Wasser. Ich war echt beeindruckt, denn dazu fehlte mir der MUT. Es war mir einfach zu kalt. 

Füße/ Beine, ja... ganzer Körper, NEIN!

Ich weiß nicht mehr genau, wann Kati erschien, aber es war recht spät, für ihre Verhältnisse. Sie hatte sich Zeit gelassen, was in Anbetracht des kurzen Tages auch absolut nachvollziehbar war.

Als die Sonne gegen 16:45 Uhr bereits hinter der Felswand im Westen verschwand, wurde es merklich kühler.

Unser Versuch am Wasser eine geeignete Kochstelle zu finden, scheiterte und wir blieben bei unseren Zelten.

Wir kochten und aßen gemeinsam. Es war wirklich ein netter Abend und nur ein Lagerfeuer hat gefehlt.

Gegen 18:45 Uhr schlich ich mich in mein Zelt... 

Ich scrollte vorm Schlafen noch durch meine Uhr und fand das Höhenmeterprofil ab dem Donohue Pass bis hier sehr aussagekräftig.


Gute Nacht Day 19

08.09.2024

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Statistik

Ruby Lake to Lyell Canyon

Tages-KM : 19,76

Gesamt-KM : 377,70

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