Lower Cathedral Lake
Auch heute morgen war es wieder sehr frisch und um 6:30 Uhr schaffte ich es aus dem Zelt. Etienne wuselte ebenfalls schon rum und auch bei Kati im Zelt war Bewegung.
Kaffee kochen, Zelt einpacken und frühstücken...
Ich war heute Morgen leicht genervt, wie ich aus meinem Videotagebuch entnehmen kann. Mein Gesicht war leicht aufgedunsnen und geschlafen hatte ich auch nicht wirklich gut.
Der Gedanke den Trail am Tuolumne Meadows zu beenden, war gerade ziemlich LAUT in meinem Kopf.
Tuolumne Meadows liegt an der 120, eine vielbefahrene Pass-Straße durch den Yosemite NP. Hier fährt auch der YARTS Bus, der zwei Mal am Tag von Mammoth Lake bis ins Yosemite Valley fährt und zurück. Es wäre also ein LEICHTES hier auszusteigen...
Die Sonne brauchte lange bevor sie hier im Lyell Canyon den Boden berührte. Ich lief also erstmal mit Jacke AN, los.
Nach 30 min auf dem Trail kam uns ein RANGER entgegnen und er wollte tatsächlich das PERMIT sehen.
Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass es sich rentieren sollte, das Permit ausgedruckt zu haben, aber HEUTE war es soweit.
Er war sehr nett und brachte uns noch bei, wie man "Tuolumne" richtig aussprach.
Bei uns hatte alles seine Richtigkeit und so durften wir weiterziehen.
Es blieb eben und fühlte sich an, wie ein Spaziergang. Als die Sonne "endlich" den Boden küsste, wurde es schlagartig WARM und ich zog bei der nächsten Gelegenheit meine Jacke aus.
Es lief sich gleich viel leichter und mein Gedanke, den Trail vorzeitig zu beenden, war wieder tiefer ins Gehirn gerutscht.
Plötzlich bewegte sich etwas vor mir und ich blieb reflexartig stehen... und dann sah ich "ihn" ... ein Kojote!
Es ist nicht der erste Kojote, der mir auf meinen Reisen begegnet ist, aber noch nie zuvor auf einem Trail und so nah.
Kati war so lieb und schickte mir später noch ein zwei Bilder von dem hübschen Tier, da ich sonst kein Foto gehabt hätte.
Mit einem großen Lächeln im Gesicht tapste ich weiter. Eine Begegnung mit einem Wildtier ist einfach was ganz Besonderes. Letztes Jahr bin ich hier meinem ersten Bären in freier Wildbahn begegnet, aber das blieb mir dieses Jahr auf dem JMT "leider" verwehrt.
Es war 9:30 Uhr und noch ca. 7 km bis zum Tuolumne Meadows Store, wo wir eine PAUSE machen wollte.
Ich war wieder alleine und mal ganz hinten in der Bubble. Ich genoss jeden Step ...
Die typischen Yosemite Schilder begannen und immer mehr Tageswanderer kamen mir entgegen. Das war abzusehen... Von Tuolumne Meadows starten viele Trails.
Ich kam zu der Brücke am Raffey Creek, die heute etwas überflüssig wirkte. Es floss nämlich kein Milliliter Wasser durch den Fluß.
Hier war alles sehr trocken, im Vergleich zu letzten Jahr. Schon merkwürdig, aber wie schon erwähnt, vll ist es dieses Jahr normal und letztes Jahr war es überdurchschnittlich viel.
Mich trennten immer noch 2 km bis zum Store und ich holte Kati wieder ein.
Zusammen suchten wir nach einem Side-Trail, der vom JMT zum Store führte. Der Offizielle war closed und ein anderer, der über den Campground führte, ebenso.
Der Campground hier im Tuolumne Meadows ist seit zwei Jahren geschlossen und wird umfangreichen Renovierungsarbeiten überzogen.
Da wir keine Lust hatten großartige Umwege zu laufen, stolperten wir also mitten auf die Baustellen des Campgrounds und wurde auch gleich erwischt und ermahnt. Wir duften freundlicherweise passieren und verließen die Closed Area schnellsmöglich.
Um 11:00 Uhr erreichten wir den Store, der erst dieses Jahr, provisorisch, nachdem das Gebäude in einem vorangegangen Jahr durch die Natur zerstört wurde, eröffnet hat.
Der Parkplatz war voller Autos und Menschen. Ein wenig ungewohnt, aber nicht ganz so schlimm, wie ich erwartet hatte.
Unter den Bäumen befanden sich Tische und Bänke, wo wir, und anderer Backpacker, unsere Rucksäcke abstellten.
Dann stürmten wir den Laden und ich schaute mich um.
Es gab hier ALLES was das Backpacker-Herz begehrt: Trekkingsmeals, Bars, Coffee-Sachets usw.
Man konnte sich hier quasi für Tage in der Wildnis eindecken und bräuchte sich kein eigenes Re-Supply Paket herschicken.
Es gab hier aber auch frische (abgepackte) Sachen, wo sich Kati und Etienne was gönnten.
Ich konnte mich nicht zwischen zwei Tüten Chips entscheiden, und nahm einfach beide. Mit meinem dezenten Gewichtsverlust, den ich die letzten Wochen "erlitten" hatte, konnte ich mir das erlauben 😅.
Einen Kaffee gab es auch noch dazu und wir saßen hier bestimmt knapp 1 1/2 std.
Ich wollte auf dieser Wanderung unbedingt an einem Cathedral Lake übernachten. Das war seit dem Beginn dieser Wanderung in meinem KOPF.
Hier wurde ich im Oktober 2022 endgültig vom Backpacker-Syndrom infiziert, als ich als Tageshiker im Herbst am Lower Cathedral Lake war.
Hier sah ich andere Wanderer, die ihr Zelt aufschlugen und über Nacht blieben. Das wollte ich auch und von da an war KLAR, wie meine nächsten Reisen aussehen werden... Was soll ich sagen, in knapp einem Monat gehts auf den PCT!
Zurück zum Jahr 2024 und der Wunsch am Cathedral Lake zu übernachten... "Problem" war, dass die Lakes von hier "nur" 8,5 km weg waren und es erst Mittags war.
Das bekannte LUXUS-Problem zuviel Zeit zu haben.
Um 12:20 Uhr machten wir uns auf dem Weg.
Es ging wieder ein Stück an der Straße entlang, da hier beim Store einfach kein Side-Trail zum JMT war.
Nach 7 min Road-Walk hatte ich wieder bekanntes Terrain unter den Füßen.
Auf dem Zubringer zum Cathedral Lake Trail war es noch flach. Mit dem erneuten Eintritt in die Yosemite Wilderness folgten ca. 8,5 km mit 450 HM. Und es ging gleich bergauf LOS.
Was schnell auffiel... es blieb staubtrocken. Viele kleinere Streams waren dry und bei jedem Schritt staubte die Schuhe weiter ein.
Es ging stetig bergauf mit ein paar milden Passagen und ich genoss es auf meine Weise.
Ich fand einen Mini-Stream, wo das Wasser noch floss und füllte meine Sportflasche auf.
Es folgten ein paar steilere Switchies und die Sonne schien weiter wolkenlos vom Himmel.
Um 14:15 Uhr trafen wir auf die Junction Lower und Upper Cathedral Lake. Für mich war klar, dass ich am Upper Lake nächtigen möchte. Erstens kannte ich den Lower Lake bereits und zweitens lag der Upper Cathedral Lake dichter am JMT.
Erst jetzt kam der Cathedral Peak richtig zur Geltung. Vorher hat er sich immer hinter Bäumen versteckt. Der Berg trug seinen Namen zurecht.
Um 14:30 Uhr erreichten wir die Abzweigung zum Upper Cathedral Lake und mich überkam WIEDER das Gefühl, dass es viel zu früh am Tag war. Ich stoppte, und Kati, die mit mir auf einer Höhe war, ebenfalls.
Ich überlegte, zögerte und war nicht zufrieden...
Nach ein paar Minuten hin und her in meinem Kopf, ließ ich mich doch auf das frühe Wanderende heute ein.
Ja, man hätte noch bis zum Sunrise Lake CG gehen können und somit den morgigen Tag verkürzen können, aber im Nachhinein ist es sehr gut, dass wir hier geblieben sind.
Es ging als auf den Lake Side Trail Richtung Wasser und langsam kam der See auch in Sichtweite.
Hier am Upper Cathedral Lake waren einige Camper anzutreffen. Backpacker, aber auch Leute, die nur für eine Nacht hier hergelaufen sind.
Bis wir eine geeignete Stelle gefunden hatten, wo wir drei unsere Zelte aufstellen konnte, fanden wir uns auf der anderen Seite des Sees wieder. Hier gab es viel Rasenfläche, die wir vermeiden wollten/ mussten.
Im Endeffekt fand jeder ein Platz und richtete sich ein.
Um zum Wasser zu kommen, musste ich über den Rasen laufen. Das ließ sich jetzt nicht vermeiden.
Wir trafen uns am Rande des Ufers und zuerst hieß es filtern.
Etienne hat sich danach, wie jeden Tag, ins kalten NASS gestürzt. Und auch Kati hat es getan.
Ein wenig neidisch war ich schon, aber ich konnte mich nicht überwinden. Bei mir blieb es bei der Katzenwäschen vom Ufer aus. Damit die Beiden, sich nach ihrem Bad, aufwärmen konnten, wurde sich "dick" eingepackt und wir setzten uns ans Ufer in die Sonne.
(K)ein perfektes Gruppenbild !!!
Wir beobachteten noch eine Weile die Ente, die sich auf dem See tummelten, bevor gegen 17:45 Uhr jeder seinen Bärenkanister holte und wir uns auf einer Anhöhe, in der Sonne, ein Plätzchen fürs Dinieren suchten.
Mit Blick auf den Cathedral Peak ließ es sich gut speisen.
Es war wunderschön hier und die BESTE Entscheidung des Tages hier zu zelten.
Mit vollem Magen und der Müdigkeit im Anflug sind Kati und ich, Etiennes Beispiel gefolgt und die "kleine" Steigung hoch gestiegen.
Ich habe nichts erwartet und offensichtlich die Orientierung verloren, aber was wir oben angekommen für eine Aussicht hatten, war einfach nur WOW.
Der Lower Cathedral Lake lag hinter der Steigung und wurde uns mit Sonnenuntergangslicht präsentiert.
Geflasht von dem Anblick setzte ich mich eine Weile dazu.
Erst als es mir dann doch zu frisch wurde, nahm ich Abschied vom Lower Cathedral Lake und trug meinen Bärenkanister zurück zum Zelt.
Der Upper Cathedral Lake konnte "nur" mit roten Bergspitzen glänzen.
Um 19:00 Uhr war ich zurück an meinem Zelt und machte mich "bettfertig".
Ich konnte mich nur schwer von dem Anblick des Berges trennen und ließ mein Außenzelt noch eine Weile offen.
Um 1 Uhr Nachts wurde ich dann mit einem Sternenhimmel belohnt.
Gute Nacht Day 20
09.09.2024
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Statistik
Lyell Canyon to Upper Cathedral Lake
Tages-KM : 24,71
Gesamt-KM : 402,41