Marie Lake
Heute ging das Zelt erst um 6:20 Uhr auf. Der gestrige Tag war anstrengend und mein Körper brauchte wohl etwas mehr Ruhe.
Als erste Etappe stand der Selden Pass an und der lag gute 3 km und 200 hm von dem Nachtlager entfernt. Also FRÜHSPORT...
Um 08:05 Uhr war ich fertig mit der Morgenroutine und der Rucksack war gepackt.
Die Sonne hatte es auch über die Berggipfel geschafft und es versprach wieder ein schöner Tag zu werden.
Der Sallies Keyes Lake lag ruhig in der Sonne und machte mir mit seinem Anblick den Abschied schwer.
Auf dem Weg hoch zum Pass kam man einem Heart Lake vorbei, der seinen Namen aufgrund seiner Form trug. Erkennen konnte ich das aus meiner Perspektive allerdings nicht.
Mit der Erinnerung, dass hier 2023 noch viel Schnee lag, schraubte ich mich weiter nach oben, hoch zum Selden Pass.
Stehenbleiben, kurz Pause machen und den "Rückblick" geniessen...
Nach einer STUNDE war ich oben!!!
Und diese Aussicht auf den Marie Lake ist einer der SCHÖNSTEN Aussichten auf dem ganzen TRAIL.
Kati erreichte kurz nach mir die Spitze und wir genossen gemeinsam die VIEW.
Ich blieb 30 min und konnte mich nur schwer trennen. Aber es musste weitergehen.
Ausserdem freute ich mich ungemein auf den morgigen Tag im Vermillion Valley Resort, wie ich aus meinen Video-Tagebuch entnehmen kann.
Hier war ein ZERO DAY geplant, den wir uns quasi "erarbeitet" haben. Sprich einen Tag OHNE wandern.
Das VVR ist ein beliebter Re-Supply Ort auf dem JMT. Er kann mit sog. Side-Trails erreicht werden oder mit einer Mini-Fähre, die einem über den Edison Lake schippert.
Es gibt zwei Abfahrtzeiten von der JMT Seite. Morgens um 9:30 Uhr und nachmittags um 16:30 Uhr.
Unser Plan war direkt am See zu zelten und Morgen die frühe Fähre zu nehmen. Wir hatten nämlich eine Reservierung für den 04.09. in einem Motelzimmer.
Von diesem Vorhaben trennten uns noch 24 km. Das Gute war, dass es heute hauptsächlich bergab ging.
Der Selden Pass liegt auf 3300 m und das Resort, was wir allerdings erst morgen erreichen werden, auf 2350m. Auch wenn ich von einem leichteren Tag sprechen würde, anstrengend bleibt es trotzdem.
Also ging es um 9:30 Uhr runter vom Pass.
Nach den vielen Switchbacks lief ich am Rande des Lakes weiter. Ich schwelgte wieder in Erinnerungen, als ich an dem Spot vorbeikam, wo ich/wir letztes Jahr mit 5 Peoplen gezeltet hatten, nachdem wir von VVR aufgebrochen waren.
Auch heute kamen mir kaum Wanderer entgegen. Ich genoss die Geräuschkulisse der Natur und folgte dem Weg.
Nachdem der See hinter mir lag, folgte das grüne Rosemarie Meadow, von wo es einige Side-Trails zu weiteren Seen gab. Die waren aber nicht eingeplant und so steppte ich an den Kreuzungen weiter auf dem Hauptweg.
Mittlerweile war es 10:20 Uhr die Landschaft wechselte zwischen mehr Bäumen, mehr Steinen, mehr Sand, mehr Grün...
Ich erreichte die Bear Creek Area, wo ich letztes Jahr nasse Füße bekommen hatte. Der Wasserstand war an den Crossings einfach höher als die StoneBridges.
Ich traf auf genau die Stelle, wo der Hilgard Branch Creek auf den Bear Creek traf. Und ich hatte die Qual der Wahl:
Steine oder zwei lockere Holzstämme, die über den Flusslauf führten.
Ich wagte mich über die Holzstämme, da der Weg über die Steine auf jeden Fall nasse Schuhe bedeutet hätte.
Es war etwas wackelig, aber ich schaffte es auf die andere Seite OHNE runterzufallen.
Nach 200 m kam ein weiterer Ausläufer von rechts, der in den Bear Creek fließen wollte. Hier war es allerdings problemlos trockenen Fußes zu queren.
Auf der anderen Seite angekommen, machte ich um 11:15 Uhr eine Pause.
Meine Essensvorräte waren nahezu aufgebraucht und ich hatte nur noch ein paar Plantainchips, zwei Fruchtrollen und eine Tüte Pistazien. Selbstverständlich zu wenig, aber ändern konnte ich es nicht. Ich gönnte mir die Nüsse und zum Abrunden etwas Fruchtiges.
Kati traf ein und auch sie setzte ihren Rucksack ab.
Filtern stand auch noch auf der Pause-Ordnung.
Vor uns lagen immer noch 16 km bis zum Anlegeplatz der Fähre. Wirklich Zeitdruck hatten wir nicht, allerdings geisterte der Gedanke im Kopf die Fähre DOCH HEUTE zu ergattern und dann zwei Nächte im VVR zu haben.
Stressen wollten wir uns deswegen trotzdem nicht, da es nicht notwendig war.
Nach 45 min. Pause gingen wir um 12:00 Uhr weiter.
Es ging am Bear Creek lang, der zum Baden einlud.
Es war einfach schon hier zu laufen, nicht anstrengend und einfach idyllisch.
Allerdings folgte bald die einzige Steigung, die heute mit 300hm bewältigt werden musste und die Beine wurden etwas langsamer.
Die Steigung lag zwischen den beiden Zubringerwegen Bear Creek Trail und Bear Ridge Trail.
Sie führen beide fussläufig zum VVR und letztes Jahr bin ich den Bear Ridge Trail gelaufen, um den Millionen Switchies zu entgehen, die noch folgen werden.
Die Aussicht entschädigt, wie so oft, und trotzdem zerrten auch hier einige Switchbacks an den Kräften.
Um 14:00 Uhr erreichte ich die Bear Ridge Junction.
Kati war schon da, und da wir beide noch einen Extra-Kaffee übrig hatten, beschlossen wir, den hier zu uns zu nehmen. Es war jetzt kein aussichtsreicher Punkt auf dem Weg, aber es bot sich an.
Ich warf meinen Kocher an und gönnte mir meine Chips.
An der Junction war zur gleichen Zeit eine Ausflugsgruppe mit Pferden. Die kamen auch aus der VVR Ecke.
Das Resort ist nicht nur für Wanderer des JMT und PCT interessant, sondern bietet auch Tagesausflüge an. Man kann durch die gute Lage in der Wildnis bestimmt mehrere Tage am Resort verbringen und von dort diverse Ausflüge machen.
Hier mal ein Link zu deren Homepage und NEIN, ich bekomme nichts dafür :) https://vvr.place/
Wir saßen hier eine gute Stunde und um kurz vor 15 Uhr brachen wir auf. Es lagen noch 9,5 km vor uns und nach einer 50hm Steigung ging es dann 720 m bergab!
Wollten wir es doch noch schaffen und um 16:30 Uhr auf die Fähre springen?!... ich erinnere mich, dass wir diese Idee noch nicht ganz ausgeschlossen hatten...
Für mich war dieses Teilstück auch NEULAND, da ich es letztes Jahr geskippt hatte.
Das Stück bergauf ging recht "zügig" und es folgte ein kurze ebene Strecke.
Und dann begann der ABSTIEG... WOW!
Ich weiß, dass auch bergab sehr anstrengend werden kann und hier wurde es mir wieder gezeigt.
Es folgten, gefühlt unendlich viele Switchbacks... teilweise im Wald, teilweise mit Aussicht, aber es HÖRTE EINFACH NICHT AUF!
Mir wurde fast schon schwindlig und meine Knie fingen leise an zu fluchen. Es ging immer weiter und in Gedanken malte ich mir aus, wie gruselig es sein muss, hier hochgehen zu müssen.
Wenn ich dachte, jetzt müsste es doch mal vorbei sein, kamen weitere SWITCHIES, aber meine Füße liefen unermüdlich weiter. Während des Abwärtsgehen schaffte ich es meine Eindrücke videografisch festzuhalten:
Nach 1:15 std erreichte ich die Mono Creek Bridge um 16:15 Uhr.
Mit dieser Uhrzeit war es ausgeschlossen, dass wir die 16:30 Uhr Fähre noch bekommen würde, da es bis zum Anleger noch ein guter Kilometer war.
Es wäre in absoluten Stress ausgeartet und darauf hatte ich keine LUST.
Da ich die Vorahnung hatte, dass der Creek auf dem Weg zur Fähre trocken sein könnte, filterten wir hier am Mono Creek.
Ja, wir werden am Lake zelten, wo es Wasser genug gibt, aber ich filtere doch lieber aus fließenden Gewässern.
Nachdem die Wasservorräte aufgefüllt waren, die jeder für sich noch benötigte, folgten wir dem Schild Richtung Lake Edison.
Der Zubringer zur Fähre war nicht wirklich spannend und so wurde er einfach gegangen. Ich sollte allerdings recht behalten, was den Mini-Creek auf dem Weg betraf, den der war komplett TROCKEN.
Um 17:00 Uhr erreichten wir den Anleger und die Fähre war natürlich schon lange nicht mehr in Sicht.
Jetzt galt es einen schönen Platz zu finden, was garnicht so einfach war. Zuerst wollten wir direkt zu Beginn am Trail bleiben, wo augenscheinlich schon Zelte gestanden hatten. Allerdings wäre das eigentlich zu dicht am Trail und sollten noch mehr Wanderer die gleiche Idee haben, könnte es voller werden.
So irrte ich eine Weile umher, bis ich in See-Nähe eine schöneren Platz gefunden hatte.
Nachdem alles aufgebaut und eingerichtet war, schnappten wir unsere Kochutensilien und gingen ans Wasser.
Es war zwar etwas windig, aber für den Kocher fand ich eine windgeschütze Stelle hinter den Steinen.
Hier war es richtig schön und mit dem Wissen für die nächsten 36std nicht wandern zu "müssen", kehrte eine gewisse Ruhe bei mir ein.
Die Sonne verschwand und es wurde kühler. Ich packte meine dreckigen Füße noch zum Waschen in den See und ging danach zurück zum Zelt.
Das Abendrot ließ den Himmel noch kurz erstrahlen und um 19:45 Uhr verschwand ich im Zelt.
Gute Nacht Day 14
03.09.2024
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Statistik
Sallies Keyes Lakes to Lake Edison Ferry PickUp
Tages-KM : 27,96
Gesamt-KM : 282,90