Muir Pass

Die Nacht blieb trocken und so wachte ich nur ab und an wegen dem rauschenden Middle Fork Kings River auf.

Der Morgen war trotzdem kühl, aber der Himmel zeigte keine Wolke mehr. Als wäre nichts gewesen.

Um 6:40 saß ich auf einem Stein und bereitete meinen Kaffee zu.

Der Rucksack war nach dem Frühstück wieder schnell zusammengepackt und mein Zelt hatte nur eine kleine nasse Stelle. Das Trocknen verschob ich auf heute Abend.

Um 7:45 Uhr war ich einsatzbereit und da Kati noch nicht soweit war, ging ich ALLEINE los.

Es ging weiter bergauf und ich ging es langsam an.

Heute stand der Muir Pass an und auf den nächsten 8 km kamen ca. 760 hm. 

Ab der Bishop Pass Junction, welche wir gestern gekreuzt hatte, hieß es für mich "bekanntes Territorium". 

Ich bin letztes Jahr von Lyell Canyon bis zur Bishop Pass SOBO gelaufen und erinnerte mich noch sehr gut an den Muir Pass.

Er lag voller Schnee und ein Trail war bis Helen Lake nicht wirklich erkennbar. Also freute ich mich doch auf NEUES.

Es blieb die typische Eastern Sierra Landschaft, die mir so gut gefällt.

Ein Blick zurück, welche Switchies ich schon geschafft habe.

Ich kam an den Campspot vorbei, wo ich gestern gerne angekommen wäre. Es standen hier noch ein zwei Zelte. Der Spot war wirklich schön.

Es ging für mich weiter und neben mir folgte der Middle Fork Kings River.

Ich erinnerte mich, dass das Wasser aus dem Creek höher stand und die Crossings stellenweise komplett überflutet waren, so dass ich nasse Füße bekommen habe. Heute sah es anders aus... teilweise fast zu trocken. 

Ich war schon auf 3300 hm und die Landschaft wurde karger. 

Mir kamen ein paar Wanderpärchen entgegen, die den Pass bereits von Norden aus überquert hatten. Einer erzählte von sehr viel Regen auf der Nordseite des Passes, von dem sie gestern überrascht worden seien. Ich bestätigte, dass es im Süden nicht viel anders war.

Bei dem zweiten No Name See, welcher laut FarOut als Helen Lake bezeichnet wurde, machte ich eine kurze Pause und gönnte mir nach guten 2 Std. einen Snack.

Nach 10 min ging ich weiter und folgte dem Pfad des Muir Trails bergauf.

Ich traf auf den ersten Schnee, der tatsächlich auf dem Trail lag. Ich musste grinsen und freute mich auf die par Schritte auf dem weißen Nass.

Letztes Jahr war es deutlich mehr.

Kurz hinter den einzigen Schneeüberquerung folgte der Helen Lake (laut FarOut Helen Lake Outlet). Der Schnee wurde mehr, aber er lag nicht mehr auf dem Weg.

Von hier waren es laut GaiaGPS noch ca. 1,5 km und knapp über 100 hm. Aber die zogen sich und waren anstrengend. Ich war auf 3550 HM und es ging Schritt für Schritt voran.

Letztes Jahr gab es keinen erkennbaren Trail auf der Südseite und ich folgte den Fußspuren im Schnee. So entdeckte ich heute Neuland. Allerdings bin ich trotzdem kurz vom Weg abgekommen und kann mir nicht erklären, wie das passieren konnte.

Und dann kommt der Moment, wo ich die Spitze vom John Muir Shelter sehe. Und genauso plötzlich, wie das Dach zu erkenne ist, bin ich auch OBEN.

Wieder ein tolles Gefühl des Erfolges und meine Uhr zeigte mir 3 std und 9 km an.

Es war ein Pärchen und ein Solo-Hiker oben. 

Ich konzentrierte mich allerdings erstmal auf das Muir Hut und machte eine Foto-Session. Ich wollte die Chance nutzen, bevor hier noch mehr Menschen auftauchen.

Auch ins Innere bin ich wieder gegangen und es hat sich seit letztes Jahr nichts geändert.

Danach unterhielt ich mich lange mit dem Pärchen, die aus zwei verschiedenen Ländern kamen und jetzt zusammen in den USA lebten.

Ich blieb fast 45 min oben und hatte gedacht, dass Kati es bis dahin schaffen würde. Sie hat mir allerdings eine Nachricht über den Garmin InReach geschrieben, dass sie heute ziemlich langsam unterwegs sei.

Nach 45min schulterte ich dann meinen Rucksack und machte mich an den Abstieg auf der Nordseite.

Die Aussicht in Richtung Norden gefiel mir ein kleines bisschen besser als nach Süden.

Ich freute mich heimlich auf dem Weg nach unten, da ich genau wußte, was für einer Schönheit mir begegnen wird.

Der Evolution Lake ist nur einer von vielen Seen, den ich in der nächsten Stunde sehen werde.

Bevor ich aber zuerst auf den traumhaften Wanda Lake treffe, musste ich noch ein  paar Meter loose Gravel überwinden. Es sind immer kleine Stolperfallen, aber ich blieb erfolgreich auf den Beinen.

Der Wanda Lake, an dem ich zu gerne einmal ZELTEN möchte, enttäuschte mich nicht.

Es fiel schwer an diesen unglaublich klaren Wasser einfach dran vorbeizugehen. Aber um 12:25 Uhr war es einfach überhaupt noch nicht an der Zeit, ein Lager aufzuschlagen.

Es ging weiter bergab und es folgte ein weiterer Ausläufer im Evolution Basin, der Huxley Lake.

Bilder sprechen hier tatsächlich LAUTER als Worte.

Hier wurde jeder Schritt genossen und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es irgendwo schöner sein kann, als hier.

Der nächste See war der Sapphire Lake

Ein wunderschöner FLECK Erde und ich weiß nicht, wo ich zuerst hingucken soll.

Hier hatte ich letztes Jahr mein Lager aufgeschlagen, nachdem Yuri und ich einfach nicht mehr konnten.

Ich erkannte auch genau den Spot, wo wir unsere Zelte aufgebaut hatten. Es war neben einer gestapelten Steinmauer, da es recht windig war.

In Erinnerung schwelgend, ging ich weiter um NEUE zu gewinnen. 

Auch hier war es im Vergleich zum letzten Jahr "erschreckend" trocken und im See war stellenweise kein Wasser. 

Ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass 2023 ein Rekord-Schneejahr war und das dieses Jahr offensichtlich der Normalzustand herrschte. Ich erlebte gefühlt zwei Extreme in zwei Jahren.

Nach dem Sapphire Lake ging es ein Stück bergauf, um dann den Blick auf den Evolution Lake freizugeben. 

Es ging über eine Stone-Bridge (hintereinander liegende Steine im Wasser, um den Creek zu überqueren) und ich war auf der anderen Seite.

Die Aussicht war ebenfalls wundervoll...

Der Evolution Lake war riesig im Vergleich zu den anderen und ich brauchte eine Weile, um ihn zu umrunden. 

Über diesen Lake hatten Kati und ich gestern gesprochen, ob wir ihn als Nachtlager nutzen wollen. 

Wie ich es mir aber schon gedacht habe, und ein Blick auf die Uhr bestätigte es mir, war es mit 13:30 Uhr zu früh.

Es ist wirklich TÄGLICH eine schwere Entscheidung, wenn es um den Zeltplatz für den Abend geht. Es gibt hier einfach viel zu viele schöne Spots.

Ich folgte weiter dem Weg am Rande des Sees entlang und drehte mich für die Aussichten immer wieder um.

Ich kam an den Kopf des Sees und schenkte IHM einen letzten Blick, bevor ich ihn hinter mir ließ.

Mittlerweile war mein Wasser knapp und obwohl ich die ganzen Zeit neben DER Quelle herlief, habe ich nicht daran gedacht, anzuhalten und zu filtern.

Nach dem Evolution Lake kam tatsächlich eine kurze Trockenphase und ich schaute schon auf der App, wann das nächste Wasser kam. 

Es kam und ich musste nicht verdursten.

Es ging immer weiter bergab und nachdem ich auf dem Muir Pass auf 3650 m war, hatte ich jetzt nur noch 3200 m unter den Füßen. Es sollten noch weniger werden.

Es folgten wieder mehr Bäume, Switchies und Felsen die neben dem Trail lagen.

Ich wollte gerne bis zu einem bestimmten Spot im McClure Meadow kommen. An dem bin ich letztes Jahr vorbeigekommen und er war einfach wunderschön... obwohl er voller Moskitos war.

Dieses Jahr hält sich diese Plage in Grenzen, da die Schneeschmelze schon vorbei war.

Leider wusste ich allerdings nicht mehr genau, welcher der FarOut Campsots DER eine war und so blieb nur die Überraschung.

Es wurde Meadow-mäßiger, aber an dem Spot, war ich noch nicht vorbeigekommen.

Und dann war es wohl wieder an der ZEIT... ich stolperte völlig sinnlos und unerwartet über eine Mini-Wurzel und lag innerhalb einer Bruchteil-Sekunde auf der Seite :(

Ich blieb kurz liegen, atmete tief durch und rappelte mich wieder hoch. Und dann sah ich das ELEND!

Mein roter Becher... mein Erkennungsmerkmal lag in (Plastik-)Scherben vor mir! 

Zumindest war DAS Stück herausgebrochen, womit den Becher mittels Loch an einem Karabiner von außen an den Rucksack befestigt hatte.

Puh, das war unschön und mit diesem Sturz verlor ich auch die Motivation großartig weiter zu laufen. In Gedanken hatte ich eh schon mit DEM Spot abgeschossen, da ich mir sicher war, dass der Platz schon belegt sein wird.

Ich tapste schüchtern weiter und hielt Ausschau nach einem Zeltplatz. Der Evolution Creek begleitete mich schon eine Weile und hat bestimmt noch mehr Spots, als den EINEN.

Um 15:35 Uhr wurde ich fündig. 

Nach 6:38 std stoppte ich meine Uhr und ließ mich auf einen Stein nieder. 

Es war wunderschön hier und keine 15 m entfernt floss die Wasserquelle.

Ich baute mein Zelt auf und gönnte mir eine Fruchtrolle.

Danach ging es zum zeltplatzeigenen "Strand". 

Es gab hier tatsächlich ein Stück Sand am Wasser und machte diesen Spot gleich noch schöner.

Ich nahm ALLES mit: Filterkram, Kocher und Essen, Handtuch und meine dreckigen Socken, die ich durchwusch.

Es war so idyllisch und der Spot war genauso so gut, wie DER andere, zu dem ich ursprünglich wollte.

Kati war mittlerweile auch eingetroffen und gesellte sich zu mir. 

Hier konnte ich es solange aushalten, bis die Sonne keine Kraft mehr hatte zu wärmen.

Meine Socken werden heute Abend nicht mehr trocknen, aber das war nicht so schlimm. Ich hatte ja noch ein anderes Paar.

Ich packte meine Sachen zusammen und ging zurück ins Zelt. Ich sortierte mich für die Nacht und verstaute alles an seinem Platz. Auch der Bärenkanister fand wieder ausserhalb des Zeltes seinen Platz sowie die SOCKEN zum Trocknen an einem Baum.

Die Sonne ging unter und blinzelte durch die Bäume. Ich entschied mich doch nochmal zum Evolution Creek zu gehen, da ich hier auf dem Trail noch nicht so viele Sonnenuntergänge verfolgen konnte. Die Berge verschluckte die Sonne meist vorher.

Umso mehr genoss ich leicht fröstelnd diesen Anblick.

Um 19:20 Uhr verschwand ich im Zelt und kuschelte mich in meinen Schlafsack.


Gute Nacht Day TWELVE 

01.09.2024

-------------------------------------------------------

Statistik

Rockmonster to McClure Meadow

Tages-KM : 24,12

Gesamt-KM : 226,85

Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.